Zitadelle Vechta 1666/67

Eingebunden in eine moderne Parklandschaft bietet die Teilrekonstruktion der historischen Festungsanlage Vechta die Möglichkeit, eine militärische Verteidigungsanlage des Barock nachzuvollziehen. Mit dem Bau der Zitadelle „Sancta Maria“ nach einem von französischen (Vauban) und holländischen (Ruse) Festungsbaumeistern entwickelten System hat der Münstersche Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen 1666/67 begonnen (die bereits bestehende, ältere Stadtfestung wurde daraufhin 1685 geschleift). Damit beginnt die einhundertjährige Geschichte der Festung Vechta, eine der modernsten ihrer Zeit, die militärtechnisch aber schon bald überholt ist und 1769 geschleift wird.

Die Festung wurde westlich der Stadt errichtet und war durch eine Esplanade (freies Schussfeld) von ihr getrennt. Sie bestand aus einem fünfzackigen Stern mit den nach dem Kirchengründer St. Paulus und den am Bau beteiligten Fürstbischöfen benannten Bastionen (Christoph Bernhard, Ferdinand, Maximilian und Friedrich Christian). Die ca. 32 ha große Anlage mit einem Durchmesser von 700 Metern konnte in Friedenszeiten 200 Soldaten mit ihren Frauen und Kindern, in Kriegszeiten 800 Soldaten Unterkunft bieten. Die Zitadelle hatte somit die gleiche räumliche und demographische Größe wie die damalige Stadt Vechta (um 1700 ca. 1100 Personen). Neben der Brauerei, Werkstätten, Krankenhaus, Kapelle, Gefängnis, Verwaltung und Wohneinheiten, Speichern und Magazinen bildete sie eine eigene kleine Stadt mit vielfältigen Abhängigkeiten und Beziehungen zu der Kaufmanns- und Handwerkerstadt Vechta.

Im Siebenjährigen Krieg (1758) wurde die Festung erstmals belagert und, da sie militärtechnisch nicht mehr zu verteidigen war, kampflos an die preussisch-hannoversche Armee übergeben. Zwei Jahre später wurde die Zitadelle geschleift, die Gebäude samt Inventar versteigert und Eisenwerk, Türen und Beschläge beim Schlossbau in Münster wiederverwendet. Der Turm der Oyther Kirche entstand aus Abbruchmaterial der Zitadelle. Der Altar der Zitadellenkapelle kam in die Kirche St. Vitus nach Vestrup (der heutige Vestruper Altar ist damit allerdings nicht identisch). Ab 1816 diente das Gelände dem Strafvollzug.